Vorreiter Großbritannien: Das "Ministerium für Einsamkeit"

Dass es überhaupt zu dieser Entscheidung gekommen und Einsamkeit zu diesem Zeitpunkt eine so viel thematisierte Angelegenheit in Großbritannien ist, hängt unter anderem mit der Arbeit von Amy Perrin und der Organisation „Marmalade Trust“ zusammen. Perrin, die im medizinischen Bereich tätig war und dabei viel Kontakt mit einsamen und isolierten Menschen hatte, gründete 2013 die Wohltätigkeitsorganisation „Marmalade Trust“, mit der sie sich seitdem mit großem Einsatz und Erfolg für mehr Bewusstsein bezüglich Einsamkeit einsetzt und Projekte für einsame Menschen organisiert. 

Maßgeblich an der Gründung des „Ministerium für Einsamkeit“ war auch Jo Cox beteiligt. Die Labour-Politikerin setzte sich sehr für dessen Einführung, sowie diverse Kampagnen, die mehr Aufmerksamkeit auf Einsamkeit lenken sollten, ein. Jo Cox erlebte die Gründung des Ministeriums nicht mehr mit, nachdem sie 2016 von einem rechtsradikalen Attentäter ermordet wurde.

Das Ministerium versucht auf verschiedenen Ebenen gegen Einsamkeit unter der Bevölkerung vorzugehen. Zum einen wird mit dem Posten des*der Einsamkeitsminister*in versucht, die Thematik in der Politik präsenter zu machen und bei Entscheidungen für Maßnahmen, die Einsamkeit verstärken könnten, darauf aufmerksam zu machen und diese zu vermeiden. Außerdem werden Projekten, die Einsamkeit lindern wollen, finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt und diese so gefördert. 

Zum anderen wird durch Kampagnen und Aufklärungsarbeit versucht, Einsamkeit auf nationaler Ebene unter der Bevölkerung vermehrt zu thematisieren und Menschen, die einsam sind, das Gefühl zu geben, dass sie verstanden werden. So soll es ihnen leichter gemacht werden, sich mit ihrer Einsamkeit auseinanderzusetzen und etwas dagegen zu unternehmen.